Perspektiven und Herausforderungen in der beruflichen Bildung in Israel

Tel Aviv, 11.02.2019. Heute ist der erste Tag unserer Study Tour mit sehr interessanten Vorträgen. Die Einführung in das Programm hat Frau Marsel Asulin übernommen und die Agenda vorgestellt. Mr. Moshe Katz aus dem „Manpower Training and Development Bureau (MEA)“ des „Ministry of Labor, Social Affairs and Social Services“ hat die Zusammenarbeit mit Deutschland hervorgehoben und sehr wertgeschätzt. Es sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten der Freundschaft viele Austauschprogramme entstanden, die als sehr wertvoll für die Entwicklung der Beruflichen Bildung in Israel gesehen werden und er hat sich dafür bedankt.

Deutsche Delegation der Study tour mit den israelischen Kolleginnen und Kollegen

Im Anschluss hat Frau Marsel Asulin, Superior Director des MEA, einen sehr guten Überblick über die Berufliche Bildungssituation in Israel und dessen Herausforderung gegeben. Es war erstaunlich, dass viele Herausforderungen sich mit denen in Deutschland ähneln, obwohl die Rahmenbedingungen doch sehr unterschiedlich sind.

Ms. Marsel Asulin gibt einen Überblick über die Situation der Beruflichen Bildung in Israel

Nach der Kaffeepause erwartete uns ein sehr interessanter Vortrag über den Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge im Unterricht von dem sehr engagierten Lehrer Mr. Gibson Weisler. Er gab einen Einblick in die Praxis von Lehrkräften und hat dabei sehr viele Herausforderungen benannt, die auch uns nicht fremd sind.

Mr. Gidon Weisler – ein Lehrer mit digitalem Weitblick

Anschließend gab uns Dr. Dovi Weiss einen Einblick in digitale Tools in der universitären Lehre. Digital Literacy ist eine der Grundvoraussetzungen, die wir auch in der beruflichen Bildung zu fördern haben.

Dr. Dovi Weiss spricht über Digital Literacy und über den Einsatz digitaler Werkzeuge in der Bildung

In seiner Präsentation zeigte Dr. Weiss einen kleinen amüsierenden Video-Nugget: Die Generation Alpha ist die nächste Zielgruppe der Bildung. Diesen möchten wir Ihnen nicht vorenthalten: https://youtu.be/njSEEnCGl6o

Zudem gab er einen Überblick über digitale Werkzeuge und deren Nutzen für die Lehre. Es war sehr inspirierend und interessant zu sehen, wie man mit wenig Aufwand digitale Inhalte in den Unterricht oder für Kurse einbinden kann.

Freie edX Kurse wurden mit dem Ministerium entwickelt und werden kostenfrei zur Verfügung gestellt https://www.edx.org/school/israelx

Marsel Asulin gibt einen vertiefenden Einblick in die Arbeit des MEA

Problem Based Learning und praxisnahe Ausbildung sind keine Fremdwörter in Israel. Es werden moderne didaktische Konzepte in Projekten umgesetzt und auf die Ausbildung transferiert. Die Lehrer werden ebenfalls universitär ausgebildet und haben mindestens einen universitären Abschluss. Es gibt auch Quereinstiegsverfahren für das Lehramt mit Fortbildungen für unterschiedliche Berufsbereiche. Dafür bietet das MEA Angebote, die auch mit Q&A Maßnahmen abgesichert werden.

Prof Dr. Yoram Harpaz ist Senior Lecturer und Journalist. Er ist Chefredakteur des größten Journals über Bildung in Israel

Prof. Dr. Yoram Harpaz` Webseite gibt einen Eindruck über seine Arbeit. Präsentationen und Publikationen wurden hierüber veröffentlicht.https://yoramharpaz.com

Prof. Harpaz zeigte eindrucksvoll einen philosophischen Zugang zu Gestaltung von Bildungsumgebungen: „Wir haben uns bei der Gestaltung von Bildungsumgebungen in einem ersten Schritt zu fragen, welchem Narrativ wir folgen möchten: einem sozialisierenden, einem kulturalisierenden oder einem indidualisierenden Narrativ. Erst dann können wir dieses als Paradigma für zukünftige Bildungsmaßnahmen festlegen und erfolgreich umsetzen.“ Der ganzheitliche Vortrag hat bewusst provoziert und alle Teilnehmenden für das Thema sensibilisiert. Es war ein Highlight zum Ende des Tages.

Vielen Dank für diesen eindrucksvollen, interessanten und abwechslungsreichen Tag.

Tel Aviv, 12.02.2019

Schwerpunkt des zweiten Tages waren die Konzeption digitaler Medien und die konkrete Anwendung in Pilotumgebungen.

Die Tour startete bei dem Content Provider Compedia (https://compedia.net/), der 30 Jahre Erfahrung im didaktischen Bereich hat.

Ein aktueller Schwerpunkt von Compedia ist das Trainieren von Lehrkräften zum Umgang mit digitalen Medien.

Bei Compedia werden unter anderem interaktive Bücher entworfen. Dazu gehören Lehrerhandbücher, die der Unterrichtsvorbereitung dienen und den Lehrkräften einen strukturierten Einstieg in die digitale Unterrichtsgestaltung geben. Gezeigt wurde ein Buch über die Bibel, welches um Augmented Reality Inhalte erweitert wurde und dadurch viel spannender für die Schülerinnen und Schüler wird. Damit ist das selbstentdeckendes Lernen konkret möglich

Aber auch technische Lerninhalte spielen eine wichtige Rolle. Ausprobieren konnten wir die interaktive Animation einer Brückenschaltung für das Elektrohandwerk.

Eine Weiterentwicklung ist das Zeigen der Augmented Reality nur auf einem Display statt über eine VR-Brille, da Fachkräfte das Tragen einer Brille z.T. ablehnen. Auch dargestellt und ausprobiert wurde die virtuelle Überprüfung, ob ein Mitarbeiter die elektrische Abnahme einer Anlage richtig durchführt.

Die Simulation von menschlichem Verhalten ist ein weiterer Schwerpunkt des Unternehmens, z.B. zum Trainieren von Verhalten in schwierigen Situationen. Vorgestellt wurde die Simulation der ersten Untersuchung in der Notaufnahme in einer Klinik über virtual Reality.

Die zweite Station war das Regierungsprogramm „Digital Israel“, das flächendeckend digitale Services für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stellen soll. Dies bedingt die Entwicklung und Bereitstellung digitaler Services wie auch die Qualifizierung und Akzeptanz zur Nutzung durch die unterschiedlichen Zielgruppen in Israel. Die Abteilung betreut mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ca. 180 Projekte. Ein sehr großes und wichtiges Projekt ist in diesem Zusammenhang die nationale Plattform für digitales Lernen „Campus-IL“, siehe https://campus.gov.il/.

Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, sind zum Beispiel grundlegende Englischkenntnisse eine Voraussetzung.

In Israel beherrschen ca. 50 % der Bevölkerung die englische Sprache, woraus sich ein konkreter Handlungsbedarf ableitet, der mithilfe kostenloser digitaler Angebote erfüllt werden soll.

So muss die Bevölkerung dazu ermutigt werden, sich selbst für ein lebenslanges Lernen zu begeistern. Dafür ist die Akzeptanz in der Gesellschaft zu schaffen, eine der übergreifenden Zielsetzungen von „Digital Israel“. Plattformen wie https://www.edx.org/school/israelx unterstützen dies.

75.000 Anwender sind bereits auf dieser Lernplattform unterwegs. Wer möchte, kann zum Abschluss eines online Kurses auch ein Zertifikat erwerben. Die Kurse sind grundsätzlich frei, die Abnahme eines Zertifikats kostet beispielsweise 50 €.


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